Ferienzeit – doch wer glaubt, beim Herbstwind-Team würde nun geruht und geschwiegen, kennt uns schlecht. Stillstand ist nicht unser Stil. Die Kreisvolkshochschule hatte ihre Pforten zwar geschlossen, doch davon ließ sich niemand bremsen. Also verlegte man das Redaktionstreffen kurzerhand unter freien Himmel – dorthin, wo Geschichte und Gegenwart sich grüßen: an den Fuß der Johanneskirche, direkt neben dem alten Brunnen. Der Sommer begrüßte uns mit goldenen Lichtflecken, die durch das Blätterdach tanzten, und mit einem warmen Wind, der sanft durch die Seiten unserer Notizbücher strich.



Die Pünktlichkeit ließ wie gewohnt etwas auf sich warten – aber gerade das gehört zu unserem Charme. Nach und nach sammelte sich die Runde, als würde sie von einer stillen Melodie zusammengerufen. Und kaum waren die ersten Worte gefallen, lebte alles auf: Gespräche, Ideen, Gedanken – wie raschelndes Laub, das vom Wind aufgewirbelt wird.
Denn jede Stimme trägt eine Geschichte in sich. Auch jene, die glauben, sie hätten nichts zu sagen, entdecken beim Erzählen ganze Schatzkammern. Und wenn ein Gedanke erst einmal den Weg aufs Papier gefunden hat, beginnt er zu leuchten. Rückmeldungen werden dabei nicht als Kritik verstanden, sondern als freundliche Einladung, die eigene Geschichte mit neuen Augen zu sehen. Wer lieber nichts verändert, lässt es so stehen. Denn die Seele eines Textes gehört dem, der ihn schreibt.
Dann kam die erste große Neuigkeit: Die Printausgabe des Herbstwinds darf endlich erscheinen! Die Finanzierung steht. Ein stilles Aufatmen ging durch die Runde – und in vielen Gesichtern lag plötzlich dieses kindliche Strahlen, das man sonst nur an Geburtstagen sieht.

Und dann – wurde es dramatisch. Bernd erzählte von einem Tauchgang im Rhein, der beinahe zur Tragödie geworden wäre. Drei Sporttaucher hatten sich aufgemacht – wie sie es oft tun – auf der Suche nach Stille unter der Wasseroberfläche. Doch kaum eingetaucht, bemerkte eine der Taucherinnen Unregelmäßigkeiten an ihrem Gerät: Schläuche flatterten, Druckwerte sanken. Geistesgegenwärtig gab sie das Handzeichen zum Auftauchen. Zwei kamen wieder an die Oberfläche – der dritte blieb verschwunden.
Was folgte, war eine Stille, die die Haut kribbeln ließ. Minuten wurden zu Ewigkeiten. Dann der Alarmruf. Die Feuerwehr wurde gerufen, der Himmel füllte sich mit dem Brummen eines herannahenden Hubschraubers. Rettungstaucher sprangen in die Tiefe. Was sie fanden? Einen 80-jährigen Mann, der sich weigerte, gerettet zu werden – weil er die Rettungstaucher für fremde Schwimmer hielt, die seinen Tauchgang störten. Als er schließlich aus dem Wasser stieg, als sei er gerade vom Spaziergang zurück, blieb der Schock wie Nebel über der Szene hängen. Fassungslosigkeit. Erleichterung. Und eine Geschichte, wie sie sich niemand ausdenken könnte.
„Neue Ziele“ – vielleicht ein passender Titel für das, was daraus erwachsen kann.

Doch es blieb nicht bei der Aufregung. Ingrid erzählte von ihrer ganz persönlichen Reise: Vom zögerlichen ersten Schritt bis hin zum Marathon. Und nun? Flirtet sie mit dem Gedanken, auch einen Triathlon zu wagen. Ihre Erzählung war weniger laut als die Geschichte vom Rhein, aber in ihrer Entschlossenheit nicht weniger bewegend. Eine Hommage an die Kraft des Dranbleibens.
Sylvia brachte das Thema des Miteinanders ins Spiel: Wie wertvoll ehrliche, wohlwollende Rückmeldungen sein können – nicht um zu belehren, sondern um die eigene Sprache im anderen zu spiegeln. Damit jede Geschichte Raum bekommt, ohne ihren Ursprung zu verlieren.

Und dann – das große Finale: Eine Spenderin trat hervor, fast wie in einem modernen Märchen, und übernahm sämtliche Kosten für das, was wir verzehrt hatten – und das war ja nicht wenig! Man hätte die erstaunten Gesichter rahmen können. Hier sind die Bilder als Beweis. Und gerade als sich der Tag dem Ende zuneigte, kam noch Rita dazu – wie ein verspäteter Sonnenstrahl. Ihre Einladung zum nächsten Treffen in ihrem Zuhause rundete alles ab. Wie ein Lied, das mit einem warmen Akkord verklingt.
Ein Nachmittag voller Licht, Leben und literarischer Luftzüge – ein weiteres Kapitel im lebendigen Buch des Herbstwinds.
An unsere Leserinnen und Leser:
Vielleicht denken Sie manchmal: „Ich habe doch nichts zu erzählen.“ Doch oft beginnt die größte Geschichte mit einem einzigen Satz – einem Satz, den nur Sie sagen können. Erzählen Sie uns von Ihren Momenten: vom Mut, vom Scheitern, vom Staunen. Ob still oder stürmisch, ob leise gedacht oder laut erlebt – Herbstwind lebt davon.
Und wer weiß – vielleicht steckt in Ihrer Erinnerung der Beginn eines ganz neuen Kapitels.