Zum Vorlesen lassen: Lucky

Hier auch eine sehr traurige Geschichte. Um euch die Sache zu erleichtern, könnt ihr sie nicht nur nachlesen, sondern euch auch vorlesen lassen.

Vorlesen lassen:

Und falls ihr es doch lieber lesen wollt:

Das Gespräch der Kollegen summte mir einen nicht enden wollenden Tinnitus vor. Ich las vornübergebeugt und hielt mir die Ohren zu. Mein Gehirn fühlte sich an wie ein zäher Teig. Meine Augen brannten, der Bildschirm vor mir verschwamm. Ich setzte mich aufrechter, das brachte meinem Rücken für Sekunden Erleichterung. Endlich der ersehnte Mausklick. Herunterfahren. Nicht nur den Rechner.

Der Bildschirm wurde dunkel, ich stand auf, schob mechanisch den Stuhl an den Tisch und griff nach Tasche und Jacke. „Bis morgen dann.“ Ich wartete die Antwort nicht ab, sondern ließ die Tür hinter mir zufallen.

Draußen war es mittlerweile dunkel. Die Geräuschkulisse hallte immer noch nach, löste sich langsam auf, zerfloss in der Stille. Es waren nur ein paar Schritte bis zum Parkplatz. Durch die Heckscheibe sah ich die Hundedecke und ein paar Handtücher im Fond liegen. Ich öffnete die Fahrertür, ließ mich auf den Sitz fallen und verharrte. Versuchte, nicht an die Hundedecke zu denken. Ich seufzte, drehte den Schlüssel um und fuhr aus der Parklücke.

Zum ersten Mal wünschte ich mir, der Heimweg würde länger dauern. Ich parkte vor dem Haus, stieg aus, nahm Tasche und Jacke. Alles wie immer. Mein Blick glitt über die Fassade. Sie schwieg mich an. Ich zögerte kurz, zog den Hausschlüssel hervor und schloss auf.

Die Futternäpfe glänzten im Flurlicht. Ohne es zu wollen, ging mein Blick zur Treppe und wanderte die Stufen hinauf.

Ich konnte ihn in der Dunkelheit fast sehen. Warme, sanfte Augen. Das weiche Fell schlug Kummerfalten auf der Stirn. Die Blesse auf der Brust wackelte vor Wiedersehensfreude. Dann stürmte er mit lautem Gepolter die Stufen hinab, kuschelte sich an mich und

drückte mir die Schnauze und eine Ladung gute Laune in die Hand.

Heute war sein Platz leer. Ich wartete, hoffte gegen alle Vernunft, dass er doch noch aus dem Dunkel auftauchen würde.

Nein. Nie mehr.

Meine Schritte hallten in dem leeren Flur. Ich legte Tasche und Jacke auf die Kommode, hob die Näpfe auf und ging nach draußen. Sie schepperten leise, als ich sie in den Mülleimer warf.


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