Zweimal Weihnachten für Opa

Familie Brämer – Vater, Mutter und die Kinder Sebastian und Jenni – wohnten in einem großen Mietshaus. Unten im Erdgeschoss war Herr Ahrens zu Hause. Er war schon über 80 Jahre alt und lebte seit dem Tode seiner Frau ganz allein.

Mit der Zeit hatten sich die beiden Kinder mit ihm angefreundet und nannten ihn daher auch „Opa Georg“. Manchmal sah er ihnen vom Fenster aus beim Spielen zu, oder sie durften bei ihm in der Wohnung auf das Heimkommen der Mutter warten. Dann machte er jedem eine Tasse heiße Schokolade und sie lauschten einer seiner schönen Geschichten, die alle von „der guten, alten Zeit“ handelten. Die beiden waren für ihn so etwas wie „Ersatz-Enkel“, da sein eigener Enkel mit seiner Familie in den USA lebte.

Es war die letzte Woche vor Weihnachten. Sebastian ging mit seinem Vater auf den Marktplatz, um einen Christbaum zu kaufen. Sie brauchten gar nicht lange zu suchen, da hatten sie den richtigen gefunden. Plötzlich entdeckte Sebastian ein kleines Bäumchen, das ganz allein in einer Ecke stand. „Bitte, Papa, kaufe es“, bettelte er, „dann können wir es Opa Georg schenken, denn er kann sich ja selbst keinen Baum holen. „Na ja“, sagte der Vater und als dann der Händler noch einen Preisnachlass gab, klemmte Sebastian das Bäumchen freudig unter den Arm.

Am Morgen des heiligen Abends gingen Jenni und Sebastian zu Opa Georg. Sebastian hatte das Bäumchen, Jenni ein kleines Geschenk und die Mutter gab ihnen noch eine Tüte Weihnachtsgebäck mit. Als Opa Georg die Tür öffnete, war er ganz überrascht über die zwei „Weihnachtsmänner“. Schnell holte er einen Karton mit alten Weihnachtskugeln und alle drei schmückten den Tannenbaum. Er bedankte sich bei den Kindern und freute sich, dass Weihnachten bei ihm nun doch nicht so trist sein würde. Leider konnten seine Lieben in diesem Jahr nicht aus Amerika kommen, da der Schwiegersohn keinen Urlaub bekam.

Die Bescherung war vorbei, die Kinder spielten glücklich und zufrieden mit ihren Geschenken, als Jenni plötzlich sagte: „Papa warum holen wir eigentlich nicht Opa Georg zu uns herauf?“

„An Weihnachten bleiben die Familien unter sich, das ist nun mal so“, sagte der Vater.

„Aber Opa Georgs Familie ist doch so weit weg“, meinte nun auch Sebastian.

„Eigentlich haben die Kinder recht“, entgegnete die Mutter.

„Also von mir aus“, seufzte der Vater und ging nach unten.

Als hätte er nur darauf gewartet, betrag Opa Georg wenig später das Weihnachtszimmer. „Frohe Weihnachten“ wünschte er und hatte sogar für jedes der Kinder ein kleines Geschenk mitgebracht. Er sah dabei ganz glücklich aus. Bald saßen alle gemütlich und zufrieden unter dem Weihnachtsbaum.

Da durchbrach ein schrilles Läuten die friedliche Stille. Als Vater Brämer die Tür öffnete, fragte ihn eine junge Frau, ob er ihr vielleicht sagen könnte, wo ihr Vater sei. Da führte er sie ins Wohnzimmer und wenig später lagen sich halb lachend, halb weinend Opa Georg mit Tochter, Enkel und Schwiegersohn in den Armen. Das mit dem Urlaub hat doch noch geklappt.

„Nein“, sagte Herr Ahrens, „das ist ja nicht zu fassen, dass ich das noch erleben darf, das ist ja zweimal Weihnachten auf einmal!“

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