Himmel, Arsch und Zwirn!

Eigentlich bin ich eine versierte Köchin. Aber als mir neulich zum dritten Mal in zwei Tagen die Milch überkochte, weil ich wie immer mehr auf mein Handy geschaut habe, statt zu rühren, war es so weit. Der Frust musste raus und mit einem saftigen „Himmel, Arsch, und Zwirn!“ schmetterte ich meinen Zorn auf mich selbst lauthals in die Welt hinaus.

Eine Runde Herd putzen und genau wie die Milch, heruntergekühlt, ging mir durch den Kopf, was ich da eigentlich hinausposaunt hatte. Was hatte denn bitte schön der Himmel, ein Hintern und Zwirn mit meinem Missgeschick zu tun? Ich war neugierig geworden und befragte „Doktor Google“.

Der Spruch, der mir ohne Nachdenken über die Lippen gekommen war, ist uralt. Er stammt aus dem Mittelalter, also den Jahren ab 1500. Irgendwann in dieser Zeit hat ein Vorfahre von uns allen diese vier Worte ausgerufen und er hat es sicher nicht wegen übergekochter Milch getan. Er wollte damit jemand oder etwas verfluchen. Damit das auch klappen konnte, hat er gleich einmal alles angerufen, was mächtig und gefährlich war. Der Himmel, klar damit war Gott gemeint. Als guter Christenmensch musste man auch beim Fluchen darauf achten, sich erst einmal der Gunst Gottes zu versichern. Der Arsch, nun das sollte die Gegenseite, also alle bösen Kräfte ansprechen. Und zuletzt noch der Zwirn. Damit war, ob Sie es glauben oder nicht, angeblich der Teufel gemeint, der in vielen Erzählungen als Schneider auftrat.

Heute glauben wir nicht mehr an die Macht der Flüche oder der Segenswünsche. Aus den Flüchen von damals sind Redensarten geworden. Ihre Macht haben die Sprüche aber zumindest für mich nicht ganz verloren. Es ist enorm befreiend, über die eigene Dummheit zu fluchen und dann lachen zu können. Und wissen Sie was? So schnell wird mir keine Milch mehr überkochen. Ich brauche dazu weder Himmel noch Teufel. Ich leg einfach das Handy weg.

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